Berufsmesse 2023: Wo Schüler in Schafflund auf ihre zukünftigen Arbeitgeber treffen

35 Firmen informierten 240 Schüler der Schulen in Handewitt und Schafflund über mehr als 40 Berufe.

Von Reinhard Friedrichsen | 08.02.2023

Berufsmesse 2023 war in großen Lettern in der Aula der Schule zwischen den Meeren in Schafflund zu lesen. „Der Begriff passt einfach nicht“, sagt Wilfried Bossen, „ich nenne es viel lieber Berufsinfoabend.“ Er hatte federführend als Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Selbstständigen Kirchspiel Medelby diese Veranstaltung in Zusammenarbeit mit den Handel- und Gewerbevereinen Schafflund und Großenwiehe/Lindewitt vorbereitet.

35 Firmen konnten gewonnen werden, um 240 Schüler der Schulen in Handewitt und Schafflund über mehr als 40 Berufe zu informieren.
„Ich hätte gern noch mehr gehabt. Es ist manchmal ermüdend, wenn man keinen Friseur oder Tischler bekommt, obwohl wir doch einige im Amt haben.“ Wilfried Bossen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Selbstständigen Kirchspiel Medelby
Auffallend war, dass aus dem Bereich Großenwiehe/Lindewitt kaum Ausbildungsbetriebe zugegen waren.

In zwei Blöcken konnten sich die Schüler über zumindest zwei Berufe genauer informieren. Sünje Nissen als verantwortliche Lehrkraft für die Berufsorientierung sorgte zusammen mit ihren Kollegen Simona Sommer und Stefan Pries für einen reibungslosen Ablauf dieser recht großen Veranstaltung. Angesichts des Schlagwortes Fachkräftemangel ging der Blick auf die bevorzugten Interessen der Schüler.

Hohes Interesse am Polizeiberuf

Geradezu überrannt wurde André Jaekel von der Polizei. Sein Klassenraum war rappelvoll. Hochgerechnet müsste dieser Zuspruch eine wahre Bewerbungsflut bei der Polizei bedeuten. Ein Grund war sicher, dass die Schüler ihn von seiner Präventionsarbeit an der Schule kannten. Seine umfassenden Erläuterungen zu Beruf und Bewerbung wurden von den Schülern aber auch mit größtem Interesse aufgenommen.

Auch die Bundeswehr war mit einigen Stationen und Mitarbeitern vertreten und hatte großen Zulauf. Gut 50 Berufe können hier ausgeübt werden. Sina Thomsen und Saskia Christiansen besuchen die 10. Klasse in Schafflund, befassen sich nun sehr ernsthaft mit ihrer Berufsorientierung und ließen sich von Julia Jarosch über die Möglichkeiten bei der Bundeswehr beraten. Für beide ist sie eine ernsthafte Option. „Ich finde den Bund generell spannend“, erzählt Sina. „Aber ich bin eher ein Büromensch und interessiere mich für eine zivile Ausbildung.“

Handwerker berichten von ihren Erfahrungen

Ihre Klassenkameradin Saskia denkt in eine andere Richtung. „Ich möchte gern eine soldatische medizinische Laufbahn einschlagen. Ich kann mir durchaus einen Einsatz in Krisengebieten vorstellen, um dort zu helfen“, bekennt sie.
Koch, Hotel, Pflege, allesamt Bereiche, die stark unter Fachkräftemangel leiden. Morten Dittmann vom Gasthof in Medelby war mit der guten Resonanz zufrieden, ebenso Caroline Noreen Wunderlich von der PflegeSchule Uhlebüll in Niebüll. Was daraus nun werden kann, vermochte niemand zu sagen, da viele Schüler außerordentlich zurückhaltend waren. Dabei hatte Bossen am Beginn noch dazu aufgerufen: „Tut mir einen Gefallen. Stellt Fragen ohne Ende, sie wissen alles.“

Ein Weg, hier ein wenig das Eis zu brechen, zeigte Jan Frie Brodersen aus Hörup auf. Er hatte seinen Auszubildenden zum Zimmermann Phil Schuldt dabei, der bis vor zwei Jahren selbst noch die Schule in Schafflund besucht hat.

Eine Handvoll wissbegieriger Jungen der 8. Klasse löcherten ihn und seinen Chef. „Welche Werkzeuge werden benutzt? Wie hoch ist das Azubi-Gehalt? Was muss ich mitbringen? Wozu dient die Kluft?“ Ergebnis: Zumindest drei von ihnen sind fest entschlossen, Zimmermann zu werden. „Tischler ist mir zu vornehm“, ergänzt Jelde Liedtke.

Auch andere Handwerksberufe waren zufrieden. Sascha Benz von Elektro Bernack in Medelby vermeldete mit 37 interessierten Schülern in seinen Informationsblöcken einen für ihn neuen Rekord. „Zehn von ihnen wollen den Beruf erlernen“, fügt er hinzu.

In einem sind sich alle 35 Betriebe einig: Eine solche Veranstaltung muss bleiben. Edda Büchmann von der Kita „Großer Regenbogen“ in Schafflund bringt es auf den Punkt: „Es ist ein schönes Format, weil es sehr intensiv ist. Besser als eine typische Messe mit Informationsständen.“ „Das Format wird bleiben, an Stellschrauben können wir jederzeit drehen“, ergänzt Bossen. Und die Schüler? „Wir haben viele gut gelaunte und begeisterte Kinder gesehen“, so das Resümée von Sünje Nissen.

Berufsinfoabend 2023

Saskia Christiansen (v.l.) und Sina Thomsen lassen sich von Julia Jarosch über die Möglichkeiten bei der Bundeswehr informieren. Foto: Reinhard Friedrichsen

Berufsinfoabend 2023

Zimmermann-Azubi Phil Schuldt steht Rede und Antwort. Foto: Reinhard Friedrichsen

Berufsinfoabend 2023

Sie liebäugeln sehr stark mit dem Beruf des Zimmermanns: Jelde Liedtke (v.l.), Davin Waters, Leo Knobloch und Jost Moritz. Foto: Reinhard Friedrichsen