1978/79

Maximum

1060 Schülerinnen und Schüler, davon 584 in der Realschule und 476 in der Grund- und Hauptschule, besuchten das Schulzentrum. Rekord! 28 Lehrkräfte der Realschule unterrichteten 18 Klassen. Die Grund- und Hauptschule war erstmals durchgängig zweizügig und beschäftigte 28 Pädagogen. Das gesamte Schulzentrum benötigte 37 Klassenzimmer, sodass sogar das Sprachlabor und der „Bunker“ umfunktioniert werden mussten. Es gab nur eine Sporthalle. „Ihre Kapazität ist im Winter ausgeschöpft“, forderte GHS-Konrektor Horst Weiner eine weitere überdachte Sportstätte.

Mittlere Reife mit Trauer

Die Buchstaben „i.E.“ entfielen. Die Schafflunder Realschule war bis zum zehnten Jahrgang komplett und befand sich somit nicht mehr im Entstehen. Am 6. Juli 1979 um 11 Uhr sang die R6a „Yellow Submarine“ in der Aula: Feierlich wurden erstmals Zeugnisse der „mittleren Reife“ verliehen, insgesamt 79. Im Vorfeld hatte es mehrere Dienstversammlungen gegeben, da das Kollegium weitgehend unerfahren mit dieser Prüfungs-Situation war. Ein Vertreter vom Landesschulamt leitete die mündlichen Prüfungen. Interessant: Von den 82 Jungen und Mädchen, die 1973 gestartet waren, bestanden 44. Andere waren weggezogen oder sitzengeblieben. Zwei Jungen waren verstorben: einer bei einem Verkehrsunfall, der andere kurz vor den Abschluss-Prüfungen an Leukämie. Die Schülervertretung rief zur Spendensammlung für die „Deutsche Krebshilfe“ auf. Ein weiterer Schüler holte Ende August die Prüfung nach, war aber bereits unheilbar erkrankt und verstarb nur ein Vierteljahr später.

Inventar

Am 25. Februar 1979 verkündete GHS-Rektor Gerhard Held in der Schulkonferenz: „Inzwischen konnten auch die letzten Klassen mit neuen Möbeln ausgestattet werden.“ Für 13.000 D-Mark waren 3,5 Klassensätze an Sitzmöbeln angeschafft worden. Das Mobiliar der ehemaligen Dorfschulen hatte ausgedient.

Parkplatz. Das Verkehrsaufkommen war zu hoch, sodass Bushaltestelle und Auto-Stellplätze voneinander getrennt wurden. In der Südwestecke des Geländes entstand ein kreisförmiger Parkplatz. Der Busbahnhof wurde gen Osten erheblich verlängert, um mehr Sicherheit für einsteigende und aussteigende Kinder zu schaffen. Die Radfahrer gelangten nun über den Schwimmbadweg zum Fahrradstand.

Verkehrserziehung

GHS-Lehrer Karl-Joachim Seiler war ein engagierter Verkehrserzieher. Für die H9 organisierte er eine „Mofa-Schule“ und für die vierten Klassen zusammen mit der Verkehrspolizei eine Radfahrer-Prüfung. Bei der Premiere erreichten die Schülerinnen Stefanie Bremer, Sandra Lund und Ulrike Voss die Höchstpunktzahl. Nachdem er mehrmals aus finanziellen Gründen zurückgestellt worden war, wurde am 26. Juni 1979 hinter dem Schulzentrum ein Verkehrsübungsplatz eingeweiht. „So etwas gab es im Kreis noch nicht“, schwärmten die Protagonisten. Für 60.000 D-Mark wurde ein Miniatur-Straßengeflecht auf rund 100 Meter Länge mit Bürgersteigen und Signalzeichen angelegt. Elf Radfahrer, zehn Mofa-Fahrer, 28 Fußgänger und die Polizei initiierten eine Demonstrationsvorführung. Danach gab es serbische Bohnensuppe und Schokoküsse. Drei Monate später erhielt Schafflund vom Land die „Jugendverkehrsschule“: ein Paket mit zehn Fahrrädern, vier Go-Karts und diversen Verkehrszeichen.

Neue Gesichter

Mit Gabriele Marx (Deutsch, Sport), Frauke Schulz (Biologie, Erdkunde) und Joachim Gerhardy (Mathe, Chemie) tauchten erstmals im Stundenplan auf. Drei Lehrer, die sehr lange an der Realschule unterrichten sollten.

Neue Ideen

In der R9 und R10 konnte nur eine begrenzte Wahlfach-Differenzierung angeboten werden, was viel Unmut auslöste. Der achte Jahrgang freute sich indes über „Schach“ und „Plattdeutsch“. Die Presse berichtete, wie 22 Schüler unter Leitung von Wolfgang Ipsen einen Schach-Computer schlugen.

Schnee-Katastrophe

Im Januar und Februar beeinträchtigte ein harter Winter den Schulbetrieb. Schnee, Sturm und Stromausfälle sorgten für Katastrophen-Alarm. Das Schafflunder Schulzentrum diente plötzlich als Notquartier für Gestrandete aus Süddeutschland, der DDR und Skandinavien. Die Weihnachtsferien wurden landesweit um eine Woche verlängert. Auch im Februar gab es eine Woche schulfrei, weil die Straßen durch etliche Schneewehen blockiert waren. Ein Jahr später kaufte der Schulträger ein Notstromaggregat.

Vandalismus

Am 22. Mai 1979 lud der Schulelternbeirat der Realschule zu einem brenzligen Thema ein: „Transport der Kinder mit dem Schulbus“. Die Schadensersatzforderungen der Busunternehmer schossen in die Höhe, da immer wieder Sitze aufgeschlitzt und Leisten abgerissen wurden. Zwei Maßnahmen, der mehrtägige Ausschluss der Täter von der Beförderung und ein aufmerksameres Verhalten der Busfahrer, dämmten den Vandalismus ein.

Plattdeutsch

Der Sparkassen- und Giroverband gab den Anstoß für einen Lesewettbewerb in plattdeutscher Sprache. Mit „Vom Fischer un sein Frau“ wurden in Schafflund in sechs Altersgruppen die Schulsieger ermittelt, und zwar Angela Autzen (3b), Johannes Sommer (H6b), Birte Carstensen (H9b) Horst Godbersen (R6b), Frauke Reimer (R7c) und Karen Hansen (R10a). Stefan Bruhn (R7b) siegte mit einer Lausbuben-Geschichte beim Kreisentscheid im Hotel „Waldschlösschen“ (Schleswig), nachdem er auf Schul-Ebene noch auf Platz zwei hinter Frauke Reimer gelegen hatte.

Weihnachten

Am 16. Dezember 1978 wurde der Elternsprechtag erstmals mit einem Weihnachtsbasar gekoppelt. Schüler fertigten Exponate und konnten später 1000 D-Mark für eine Behinderten-Institution spenden. Einige sangen im „Kreisalten- und Pflegeheim in Leck“. Der Heimleiter bedankte sich: „In sehr persönlichem Engagement wurde viel Freude in die Zimmer unserer Heimbewohner getragen.“

Kein Schulfest

Gegen Ende des Schuljahres organisierte das Schulzentrum ein Sportfest. Ein Schulfest kam nicht zu Stande. Zum einen gab es Diskussionsbedarf über die Form der Veranstaltung, zum anderen fühlten sich gerade die Realschullehrer wegen der Belastung durch die erstmals durchgeführten Abschlussprüfungen überfordert.

How do you do? Während die 10a und die 10c der Realschule mit der Bundesbahn – Ziel: Berchtesgadener Land – auf Abschlussfahrt gingen, besuchte die R10b im Oktober 1978 die britische Metropole London.

Konflikte mit Handewitt

Die Politik in der Region war sich weiterhin nicht einig. Horst Andresen, CDU-Kreistagsabgeordneter aus Handewitt, plädierte im Rahmen eines Partei-Treffens für eine einzügige Realschule in Handewitt. Er argumentierte: „120.000 Euro werden jährlich durch den Auspuff der Schulbusse gejagt, um die Kinder nur zur Realschule in Schafflund zu transportieren, die sie im anderen Fall ohne besonderen Transport erreichen könnten.“ Eine Woche später konterte „Werner Holz, Handewitt“ per Leserbrief in der Tageszeitung: „Es scheint kein Argument zu schlecht zu sein, um nicht angeführt zu werden, die Realschule Schafflund, eine Schule, die sich bewährt hat, zu zerschlagen.“ Zuvor hatte das Amt Schafflund einen Antrag an den Kreis gestellt, einen Schulverband für die Realschule zu gründen, an dem sich Handewitt mit 80.000 D-Mark zu beteiligen hatte. Auch ein Schlichtungsversuch des Landrats brachte keinen Durchbruch. Handewitt verweigerte eine Beteiligung mit dem Argument: „Die Realschule ist aus zentralörtlichen Förderungsmitteln zu betreiben.“ Zur Klärung: Schafflund war ein ländlicher Zentralort, Handewitt nicht. Erst 1982 sollte eine gesetzliche Regelung erfolgen, dass ein zentraler Ort der Träger einer Realschule zu sein hatte.